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Prof. Werner Rauh (1913–2000) studierte Botanik, Zoologie, Chemie und Geologie in Leipzig, Innsbruck und Halle (Saale). Im Jahr 1956 wurde er zum ausserordentlichen Professor für Botanik an der Universität Heidelberg berufen. 1960 wurde er Ordinarius und Direktor des neugegründeten «Institut für Systematische Botanik und Pflanzengeographie», bis 2010 Heidelberger Institut für Pflanzenwissenschaften (HIP), heute Teil des Centre for Organismal Studies (COS Heidelberg). Er hatte diese Postion bis zu seiner Emeritierung 1981 inne und darüber hinaus bis 1982.
Während seiner Zeit als Direktor und nach seiner Emeritierung unternahm er bis 1994 mehr als 36 Expeditionen, hauptsächlich nach Süd- und Mittelamerika, aber auch in den Süden Afrikas und besonders nach Madagaskar. Von seinen Reisen brachte er unzählige Pflanzen in den Botanischen Garten Heidelberg mit, besonders Sukkulenten, Bromelien und Orchideen. Diese bilden bis heute einen wertvollen Teil der Lebendsammlung sowie der Sammlung des Herbariums (HEID). Während seiner Expeditionen füllte er insgesamt 195 Hefte mit detaillierten Informationen, nicht nur zu den gesammelten Pflanzen, sondern ebenso über Vegetation und Geologie der bereisten Weltgegenden sowie ethnologischen Beobachtungen. Insgesamt über 18.000 handgeschriebene Seiten mit fast 40.000 Nummer-Einträgen, die der Wissenschaft bisher kaum zugänglich waren, wurden in den Jahren 2008 bis 2011 gescannt und wurden im Rahmen des Projektes «Wissenschaftliches Erbe Werner Rauh» aufgearbeitet.
Herzstück des Projektes ist eine relationale Datenbank, in der die heterogenen Informationen gespeichert werden, welche in den Feld- und Tagebüchern zu finden sind. Diese werden ferner mit einer klaren Taxonomie verknüpft und an die Datenbank des Botanischen Gartens angebunden. Einige leistungsfähige Werkzeuge wurden entwickelt, die es ermöglichen, die Datenbank nach verschiedenen Informationen zu durchsuchen, wie z.B. Namen der gesammelten Pflanzen, Feldnummern und Fundorte. Kern der Datenbank ist eine Tabelle mit Itinerarpunkten der Reisen Werner Rauhs (d.h. mit geografischen Punkten, die in den Aufzeichnungen zu finden sind, mit Angaben über dort gesammelte oder beobachtete Taxa) und eine weitere Tabelle mit Einträgen zu den einzelnen Taxa (d.h. alle Taxa, die in den Feldbüchern mit einer Nummer versehen sind). Weiterhin enthält die Datenbank Tabellen mit Synonymen, Basionymen und Protolog-Informationen sowie Verknüpfungen zu anderen taxonomischen Datenbanken, wie z.B. IPNI und TROPICOS.
Marcus A. Koch, Christof Nikolaus Schröder, Markus Kiefer & Peter Sack (2013): A treasure trove of plant biodiversity from the 20th century: the Werner Rauh Heritage Project at Heidelberg Botanical Garden and Herbarium.
In: Plant Systematics and Evolution, November 2013, Vol. 299, Issue 9, pp. 1793–1800. [gate.io]
Das Projekt wurde von 2009 bis 2016 von der Klaus Tschira Stiftung gGmbH gefördert |